Selbstständig leben in der eigenen Wohnung – für die einen ist das selbstverständlich, für andere eine große Herausforderung. Ambulante Dienste machen es möglich, dass immer mehr Menschen, die aufgrund einer Krankheit oder Behinderung auf Unterstützung angewiesen sind, in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können. Die Angebote reichen von der Hilfe im Haushalt über die Begleitung bei Arztbesuchen bis hin zur Freizeitgestaltung. Genauso vielseitig und zahlreich wie die Leistungen sind auch die Anbieter auf dem Markt – ein Dschungel, in dem man sich erst einmal zurechtfinden muss. Gerade für Menschen, die sich ohnehin schon in einer akuten Lebenskrise befinden, kann das eine zusätzliche Überforderung bedeuten.
„Wir beraten Menschen mit Beeinträchtigung in ihrer individuellen Situation und helfen ihnen dabei, genau die Unterstützung zu bekommen, die sie benötigen“, erklärt Frank Roling, Leiter des Ambulant Betreuten Wohnens der Anna-Roles-Haus gGmbH. Zusammen mit rund 15 Mitarbeitern betreut der studierte Sozialpädagoge aktuell insgesamt 46 Personen in Köln, Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis. Etwa die Hälfte der Klienten leidet unter einer psychischen Krankheit, zum Beispiel einer Depression. Andere haben eine geistige Behinderung oder sind körperlich eingeschränkt. „Wir machen uns vor Ort ein Bild und besprechen dann gemeinsam mit dem Klienten, was ihm wichtig ist, wo die Schwierigkeiten sind und welche persönlichen Ziele er erreichen möchte“, erklärt Roling.
Das kann zum Beispiel mehr Selbstständigkeit in punkto Haushalt sein, der (Wieder)einstieg ins Berufsleben oder das Bearbeiten der Post. Auch beim Suchen und Mieten von barrierefreiem Wohnraum sind Roling und seine Mitarbeiter eine echte Hilfe. Darüber hinaus gehört es zu ihren Aufgaben, in akuten Krisen als Gesprächspartner und Berater zu Verfügung zu stehen und einfach „da“ zu sein. „Gerade für unsere Klienten mit psychischen Problemen ist oft schon viel damit gewonnen, wenn sie einen festen und zuverlässigen Ansprechpartner haben“, weiß Heilpädagogin Gerlinde Meier. Sie gehört zu den Team-Koordinatorinnen, die an drei verschiedenen Standorten für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Sie selbst arbeitet in Bonn, Heilerziehungspflegerin Petra Lucassen in Köln-Porz und Sozialarbeiterin Sabrina Mayer in der Kölner Südstadt.
Auf Basis der Ziele des Klienten, erstellen die erfahrenen Fachkräfte einen individuellen Hilfeplan mitsamt einer Kalkulation der erforderlichen Zeiten, die dann beim Kostenträger beantragt werden. Um Unterstützung in allen Lebenslagen anbieten zu können, arbeiten Roling und seine Mitarbeiterinnen mit einem großen Netzwerk sozialer Anbieter zusammen. Oft packen sie aber auch selbst mit an, zum Beispiel beim Einkaufen oder bei Behördengängen. Regelmäßig wird gemeinsam überprüft, welche Hilfen weiterhin notwendig sind, welche zielführend waren und wo nach neuen Lösungen gesucht werden muss.
Das gesamte Team ist sich einig: Am schönsten ist es, wenn nach ein paar Wochen oder Monaten festgestellt werden kann, dass der Klient seinen Zielen nähergekommen ist oder sie sogar vollständig erreicht hat. „Unser Job besteht im Grunde vor allem darin, uns selbst überflüssig zu machen“, lacht Roling.